Für den lockenden Beinamen "Himalaya" zahlt man viel Geld: Mit 4 bis 5 Euro je Kilogramm kostet das rosa Salz das 5- bis 10-fache im Vergleich zu herkömmlichem Speisesalz. Der höhere Preis wird mit angeblichen gesundheitlichen Vorteilen gerechtfertigt. So preisen verschiedene Ratgeber und Internetseiten Himalaya-Salz als Allheilmittel gegen vielerlei Krankheiten wie zum Beispiel Gicht oder Bluthochdruck an. Auch soll das Salz entschlackend wirken und den Säure-Basen-Haushalt im Körper regulieren. Weiterhin wird beschrieben, dass das Salz einen wesentlichen Beitrag zur Mineralstoffversorgung leiste. Als Grund für die besonderen gesundheitlichen Vorteile werden häufig wissenschaftlich nicht haltbare Aussagen zum besonderen "Schwingungsmuster" oder zur Biophotonenenergie von Himalaya-Salz getroffen, die durch den Abbau per Hand erhalten wird. Im Gegenzug wird das herkömmliche Speisesalz kritisiert und als gesundheitsschädlich, aggressiv oder giftig dargestellt. Diese Werbeversprechen sind wissenschaftlich allerdings nicht bewiesen.
Und mit Ausnahme von Natrium und Chlorid wird der tägliche Bedarf an Mineralstoffen keinesfalls durch das rosafarbene Salz gedeckt. Die Zusammensetzung von Himalaya-Salz gleicht zu 98 Prozent der des herkömmlichen Speisesalzes. Lediglich einige wenige weitere Mineralstoffe konnten in Spuren nachgewiesen werden.
Die Aussage "reich an Mineralstoffen" verstößt gegen das Verbot der irreführenden Werbung und gegen die Regelungen zu nährwertbezogenen Angaben. Himalaya-Salz kommt, wie das mitteleuropäische Salz auch, aus Salzlagerstätten, die aus der Verdunstung und Ablagerung des Urmeers entstanden sind; die geologische Entstehungsgeschichte ist gleich. Der Großteil des Salzes wird nicht im Himalaya selbst abgebaut, sondern in industriellen Salzminen in Zentral-Pakistan. In einem Grundsatzurteil hat der Bundesgerichtshof im 31. März 2016 festgestellt, dass ein Anbieter nicht mit der Aussage "Salz aus der Region des Himalaya" werben darf, wenn das Salz tatsächlich aus der 200 Kilometer entfernten pakistanischen Provinz Punjab stammt. Seitdem wird das im Einzelhandel angebotene Salz meist mit dem Zusatz "aus Pakistan" betitelt oder einfach nur "Rosa Kristallsalz" genannt. Andere Bezeichnungen sind Ursalz, Karakorum-Salz oder Hunza-Salz. Eine Analyse von Stiftung Warentest ergab, dass der Natriumchlorid-Gehalt von Himalaya-Salz zwischen 97 und 99 Prozent schwankt. Es ist somit in seiner Zusammensetzung dem herkömmlichen Speisesalz, das einen Natriumchlorid-Gehalt von etwa 98 Prozent aufweist, sehr ähnlich. Als einzigen Unterschied zu herkömmlichem Speisesalz hat das Bayrische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ein etwas breiteres Mineralstoffspektrum ausgemacht. Allerdings fand das Amt statt der zugesagten 84 neben Natrium und Chlorid nur 8 weitere Mineralstoffe - und die meisten nur in minimalen Spuren. Himalaya-Salz enthält im Vergleich zu "normalem" Salz geringfügig mehr Eisenverbindungen, welche die leicht rosafarbene Tönung verursachen. Möglicherweise tragen zur Färbung auch mikroskopisch kleine Algen bei. Mit Ausnahme von Natrium und Chlorid wird der tägliche Bedarf an Mineralstoffen durch dieses Salz keinesfalls gedeckt. Im Gegensatz zu jodiertem Speisesalz trägt Himalaya-Salz auch nicht zur Jod-Versorgung bei.
In Ratgebern wird zum Teil empfohlen, Himalaya-Salz morgens als Sole (Salz in Wasser aufgelöst) zu trinken. Das soll den Säure-Basen-Haushalt des Körpers ausgleichen. Doch den reguliert der Organismus selbstständig. Der Rat, mittels Sole erhöhten Blutdruck zu senken, ist gesundheitlich höchst bedenklich, denn es kann nicht nur den Stoffwechsel und Wasserhaushalt stören, sondern auch die Nieren belasten. Im Gegenteil kann das zusätzliche Salz den Blutdruck bei empfindlichen Personen noch weiter erhöhen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, aus Lebensmitteln und Speisesalz zum Würzen täglich maximal sechs Gramm Salz aufzunehmen. Da diese Menge ohnehin oft überschritten wird, ist der zusätzliche Konsum von Himalaya-Salz nicht ratsam. [Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband]
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